Bericht 2024 des Hüttenwartes Kurt Schwager

heute, am 30.06.2024, habe ich die erste SOS-Gruppe aus Wien, Laxenburg in Empfang genommen. Der Start der Erholungstage auf der Alm hat somit begonnen. Für den reibungslosen Beginn waren einige Vorbereitungen, Reparaturen, sonstige Instandhaltungen notwendig, worüber ich Sie skizzenhaft in Kenntnis setzen darf.

Wasser:
Die Befüllung der Tanks funktionierte heuer infolge des nassen Frühjahres problemlos und die Tanks waren ca. Mitte Juni schon voll. Im Zuge der Aktivierung der Wasserleitungen für die Hütten stellte sich heraus, dass ein Absperrhahn im Boden-Betonring komplett korrodiert, undicht und funktionsunfähig war. Bei dem Austausch habe ich auch einen Anschluss für einen Gartenschlauch zur eventuellen Feuerbekämpfung anbringen lassen.

Gartentische:
Beim großen Gartentisch war der Unterbau gebrochen. Dieser wurde neu und stabil angefertigt und montiert. Die Oberflächen der Tische sind im Laufe der Zeit rissig und rau geworden. Hier bestand die Gefahr, dass man sich Spieße einzog. Die Oberseiten wurden von mir abgeschliffen und werden noch mit einer geeigneten Farbe gestrichen.

Kaminkehrung:
Der Kehrtermin wurde ordnungsgemäß abgewickelt. Bezüglich des Heizmaterials wurde empfohlen mehr Buche bzw. Fichte zu verwenden und die harzreichere Lärche nur zwischendurch bei großer Hitze mitzuheizen. Deshalb habe ich einen PKW-Anhänger voll geeignetes Ofenholz von einem Bauern in Steinfeld erworben.

Malerei:
Im Erdgeschoss und in der Küche waren die Wände schon stark verschmutzt. Im Zuge der Vorbereitungen wurden von meinem Sohn und mir die Wände im Erdgeschoß, also Küche und Vorraum, sowie der Kachelofen mit neuer Farbe geweißt. Ebenso wurde über dem Herd ein Bord selbst gebastelt, damit die neuen Pfannen neben anderen Kochutensilien praktisch verstaut werden können. Auch eine bessere Kochbeleuchtung wurde angebracht.

 

Die Kontakte mit den nächsten Gruppen werden laufend bearbeitet, sodass ein angenehmer Almsommer für die Kinder von meiner Warte aus gewährleistet ist.

Der Beginn der Almsaison 2024 startet – neben den oben angeführten Infrastruktur-Instandsetzungen – auch bei den landschaftlichen Gegebenheiten mit wunderschönen Voraussetzungen. Auf einem saftig grünen Almteppich blühen roter Almrausch, blauer Enzian, weißgelbe Margariten, Knabenkraut, Arnika und weitere zahllose Naturschönheiten. Gepflegter Rasen rund um das Almquartier, herrliche Ruhe und sonniges Wetter (außer am 1. Tag der ersten Gruppe) würden ideale Voraussetzungen für eine perfekte Erholung bieten.

Die zweite Gruppe zeigte ein wesentlich besseres Verhalten auf der Anlage, war spielfreudig und ließ sich zu Wanderungen und zur Gipfelbezwingung animieren. Lediglich während der vorletzten Nacht ereignete sich das Missgeschick, dass der Wasserbehälter im oberen WC nicht schloss, da Porozellkügelchen des sich auflösenden Schwimmers ein Dichten des Auslaufes verhinderten. Die Folge war, dass über einen sehr langen Zeitraum das WC-Wasser durchfloss, die WC-Pumpe bis zum vollen Stromverbrauch durchrannte. Dieses Problem konnte von mir erst nach dem „Strom-Aus“ am nächsten Morgen (dies war der Abreisetag der Gruppe) eruiert werden, da von Seiten der Jugendlichen bzw. Betreuer kein Hinweis auf eine Fehlfunktion des WC`s gegeben wurde.

Alle weiteren Betreuungen der Gruppen verliefen erfreulich und vertraut, da einige der Betreuer und Kinder die Almwoche in Vorjahren schon miterleben konnten und somit der Tagesablauf mit Wanderungen, Schwammerlsuchen, Gipfelmarsch, Wildbeobachtungen, diversen Spielen ausgefüllt war.

Bei der Tiroler Gruppe begleitete zeitweise ein Performance-Künstler (Carl Felder) die Kinder und versuchte mit Kreativspielen den Tagesablauf interessant zu gestalten. Dabei wurde aus einem alten, gebleichten Holzstamm eine Skulptur gebaut, die von der Vorderseite Anzeichen eines Hirsches zeigt und von der Rückseite als Bär angesprochen werden könnte. Dieses Objekt marschiert nun an der Südseite der Hütte bergwärts. Die Anregung des Künstlers war, dazu noch eine Sage zu formulieren, die den Erlebnissen auf der Clemens-Reutter-Hütte nahekommt.

Ein alter Hirsch lebte zufrieden auf den Almen oberhalb von Steinfeld, dessen Gebiet man „Fläch“ nannte. Er liebte die Berge, die grünen Wiesen, die bunte Blumenpracht und das abwechslungsreiche Angebot von Beeren, Früchten und Pilzen über den ganzen Sommer und Herbst. Ein guter Grund um diese Gegend als seine Heimat zu wählen und diese pfleglich zu nutzen.

Eines Tages wanderte ein jugendlicher, weißhaariger Bär von seiner südlichen Heimat über die Berge nach Norden, da bei ihm zu Hause großes Elend, Hunger und Not herrschte. So gelangte er eines Tages in das Gebiet des alten Hirsches. Hier fand er Ruhe, Frieden und ein verlockendes Nahrungsangebot, das ihm zum längeren Verweilen veranlasste. Erfreut über diese Vorzüge durchstreifte der Bär das gesamte Gebiet, fraß sämtliche Früchte, Beeren und Grünpflanzen, welche er im Almgebiet fand und zertrampelte gedankenlos auch die schönsten Blumen.

Der alte Hirsch war verärgert über dieses respektlose Verhalten des Neuankömmlings und verlangte vom Bären mehr Anpassung an die Gepflogenheiten seiner Bergheimat. So kam es immer öfter zu heftigem Streit, sodass die beiden sich entschlossen, den Schamanen (CarFel) zu befragen, wie ein friedliches Auskommen für beide möglich wäre. Nach Anrufen der Naturgeister musste jeder der Kontrahenten auf eine seiner Eigenschaften verzichten, um ein gemeinsames Fortbestehen zu gewährleisten. So opferte der alte Hirsch seine rotbraune Farbe des Felles und der Bär verzichtete zukünftig auf die weißen Haare des Pelzes.

Seit dieser Zeit kann man auf der „Fläch“ im Herbst auf ein Wesen treffen, dass über die rotbraunen Alm- und Waldböden zieht, vom Körperbau einem Hirsch bzw. einem Bären ähnelt, wobei dessen weißen Haare überall auf den alten Bäumen der Lärchen herunterbaumeln.